FOCUS–Online: „Röttgen warnt Türken ausdrücklich vor Verfassungsänderung“
Zugegeben, es nervt schon etwas, wenn zu aktuellen politischen Themen
in den unzähligen Diskussionsrunden der Fernsehanstalten
mit den (fast) immer gleichen Diskutanten die (fast) immer gleichen,
wachsweichen, politischen Phrasen ausgetauscht werden.
Nebensatz: Wieso wundert uns eigentlich die Politik-Verdrossenheit
vieler Mitbürger und der Erfolg der Populisten?
Umso erfrischender (auch für uns Kommunikations-Profis),
wenn dann mal Klartext in das staatstragende Gelabere einfließt
oder auf konkrete Forderungen auch konkret eingegangen wird.
So erntete Gerhard Baum, einst FDP-Innenminister, dann auch tobenden Beifall,
als er sein Unverständnis über die Ansinnen der Türkei mit dem Satz
zum Ausdruck brachte: In Deutschland ertrage man so etwas doch,
„auch wenn die nicht alle Tassen im Schrank haben“.
Dirk Schümer, Europa-Korrespondent „Die Welt“ forderte dann auch,
sich auf europäischer Ebene zu einigen, “wie stehen wir denn eigentlich zur Türkei“?
Und CDU-Politiker Norbert Röttgen verkündet erstaunlich konkret:
„Wir wollen nicht in den Wahlkampf eingreifen.
Aber wir sollten den türkischen Wählern vor der Wahl klar sagen,
dass sie sich mit ihrem Votum für Erdogan und sein Präsidialsystem von Europa,
der europäischen Idee und den europäischen Werten endgültig verabschieden.
Und dass sie sich damit für eine undemokratische Autokratie entscheiden.“
ARD-Sendung mit Anne Will am 19.03.17: „Klare Kante statt leiser Töne …?“
Ich hätte da eine (Kommunikations- und Event-)Idee:
Warum organisiert die Europäische Union nicht eine Aufklärungskampagne
mit einem Mehrheitsvotum aller Mitgliedsstaaten
und informiert die Auslands-Türken in den einzelnen Mitgliedsländern
über die Grundlagen der EU?
Darüber, dass die EU für bestimmte Werte steht,
für die Demokratie eintritt und wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt.
Darüber, was auf dem Spiel steht, wenn man diesen Weg verlässt
und in die Kleinstaaterei des 20.Jahrhunderts mit Arbeitslosigkeit
und Weltkriegen zurückfällt.
Informationen, die sicher nicht nur in der Türkei gehört würden.
Und natürlich sollten Diskussionen über das in der Türkei angestrebte
Präsidialsystem auch in den EU-Ländern möglich sein.
Aber Auftritte türkischer Amtsträger in der EU sollten von offiziellen Amtsträgern der EU
mit Großveranstaltungen innerhalb der Türkei beantwortet werden.
Ich denke, wir haben die besseren Argumente.
Und „Pulse of Europe“ und andere pro-europäische Initiativen machen uns vor,
wie es gehen könnte. Mit Begeisterung für eine Idee, professioneller Kommunikation
und eindrucksvollen Events.
Sichergestellt würde die Auffrischung der europäischen Idee, eine Intensivierung
der politischen Diskussion und ein lebendiger
und offener demokratischer Schlagabtausch.
Und das wollen wir doch – oder?
Merke: Kommunikation ist nicht alles – aber ohne Kommunikation ist alles nichts.
Weitere Informationen:
Anne Will 19.03.2017 – „Klare Kante statt leiser Töne – Bekämpft man so die Populisten?“
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