Süssmuth, Jüchter, Schwarzer, Fehlemann, Rau, Jährling, diese und andere Namen
sind in Wuppertal bekannt und werden als Gesamtwerk der Künstlerin Ingrid van Kruse
derzeit als Portrait-Serie in der Wuppertaler Von der Heydt-Kunsthalle präsentiert.
Wenn es um Fotokunst geht, denkt man an Köln oder Essen, nicht unbedingt
an das Von der Heydt-Museum in Wuppertal. Dass es hier ungeahnte Schätze gibt,
die bisher kaum Beachtung fanden, zeigt die aktuelle Ausstellung EXPERIMENTA
in der Von der Heydt-Kunsthalle in Barmen.
Georg Janthur im Von der Heydt-Museum (1995)
So trifft man auf die bekannten Namen aus den Anfängen der Fotografie,
in denen sich das Medium als künstlerisches Ausdrucksmittel etablierte,
findet Bezüge zu Wuppertal und dem Von der Heydt-Museum und setzt sich
mit aktuelleren Arbeiten auseinander, die das Thema EXPERIMENTA
zu rechtfertigen suchen.
Guido Jendritzko: Pars pro toto (1975)
Es lohnt also, sich der Wuppertaler Von der Heydt-Kunsthalle zu nähern.
Sich im „Haus der Jugend“ einige Treppen hoch zu begeben,
um die in fünf Räumen schlicht präsentierten, knapp 100 Werke anzusehen.
Mit den Pfunden wuchern haben wir an anderer Stelle empfohlen:
Es wäre für Wuppertal und das Von der Heydt-Museum lohnend, die Expertise
in diesem Bereich auszubauen.
Die Kuratorin Beate Eickhoff wird in einen Interview zitiert:
„Als Kunsthistorikerin tritt man etwas zurück, wenn es um die Fotografie geht“.
Wünschenswert wäre sicher genau das Gegenteil: Sich aktiv mit der Fotografie
als künstlerischem Ausdrucksmittel auseinanderzusetzen, die Sammlung
weiter auszubauen und die Präsentationen als Events zu gestalten.
Das Interesse an dem Thema machen die Museen in Köln (Museum Ludwig)
und Essen (Folkwang Museum) deutlich. Die Wuppertaler Kultur-Szene
würde es zu schätzen wissen. Aus Marketing-Sicht könnte die EXPERIMENTA
in Zukunft für Wuppertal damit die gleiche Wirkung entfalten,
wie die DOCUMENTA für Kassel. Auch hier hat man mal klein angefangen.
WUPPERTAL, die Erlebnisstadt mit der Schwebebahn!
Weitere Informationen:
Von der Heydt-Kunsthalle Wuppertal Barmen
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Diese Foto-Initiative ist überfällig.
Und in der Tat ausbauwürdig- und fähig.
Was wäre mit einer Kooperation mit
der Deichtorhalle Hamburg (Haus der Fptografie,
Prof. Gundlach) mit ihrem unglaublichen
fotografischen Bestand. Hoch qualitativ und quantitativ.
Hamburg meets Wuppertal. Dokumenta Fotografica.
Alle 2 Jahre.
Diese sehr sehenswerte Ausstellung habe ich vor einer Woche besucht und intensiv angeschaut. Es versteht sich von selbst, dass hier nur mit gedämpftem Licht beleuchtet wird. Aber diese Minimal-”Tunnel”-Beleuchtung macht die Betrachtung zu einem äußerst mühseligen Geschäft.
Sehr geehrter Herr Dams,
Wie erfrischend, die Fotos der Fotos in Ihrem Newsletter anzuschauen.
Ja, diese – mit Verlaub – erfreuliche kleine Sammlung des VdH Museums hat schon der damalige Direktor Dr. Aust begonnen. Er hatte sehr viel Sinn für die Avantgarde und veranstaltete zahlreiche Ausstellungen in Wuppertal.
Der Erwerb von Photographien wurde aber während der folgenden Jahrzehnte nur sporadisch und etwas zufällig fortgesetzt.
Denn das Interesse an dieser damals noch höchst umstrittenen Kunstsparte blieb immer peripher. So fehlte das Verständnis für die besonderen Techniken und Rafinessen z.B. der frühen 20`ger / 30`ger Jahre, und damit die Bedeutung der sogenannten “vintage prints” (Handabzüge von Fotografen gemacht) und ihre Unterschiedlichkeit zu den meist gesammelten Nachdrucken, was in der Fotografie nun mal ein eklatanter Unterschied war und ist.
In den frühen 70´ger Jahren wurden diese Handabzüge der sog. klassischen Epoche der Fotographie erstmals auf dem Kunstmarkt angeboten, weshalb sie noch äusserst erschwinglich waren. So ist es doppelt schade drum, dass die Sammlung damals nicht gewachsen ist. Sicherlich aber auch ein klares Indiz dafür, dass die Photographie im herkömmlichen Sinne ihre Hauptrolle in anderen Großstädten spielen sollte.
Genießen wir also die Besuche in Essen, Köln etc. und schauen uns weiterhin an, was diese und andere Häuser uns zum Thema zeigen werden.
Bei Ihrem Gedanken, die hiesige Foto Sammlung, so wie sie begonnen wurde, heute noch ergänzen zu wollen, um aus Einzelstücken ein sinnvolles Gesamtgefüge zu machen, möchte ich – nach eigenen beruflichen Erfahrungen in der Sparte, beginnend in der goldenen Zeit der 70ger Jahre in USA, darauf verweisen, dass die interessanten Arbeiten längst in festen Händen sind, sprich privaten oder öffentlichen Sammlungen kreuz und quer durch die Welt angehören. Die meisten dieser Institutionen haben einst sehr avantgardistisch gesammelt, sehr konzentriert und mutig konsequent.
Nach langem Kampf um die Berechtigung und Anerkennung der Photographie herkömmlicher Art als Kunstform, hat sich seit den 80`ger Jahren innerhalb einer jungen Künstlergeneration im Bereich der sog. Fine Art ein sanfter Übergang herausgeschält dort, wo die Photographie notwendiges Mittel ihres Ausdrucks bzw. des Festhaltens ihres vergänglichen Schaffens notwenig wurde und wird. Dazu gehört z. B. Landart, dazu gehören Aktionen, gestische Darstellungsformen, Serien von Verwandlung und Veränderung, Festhalten des Vergänglichen wie des Prozesshaften überhaupt.
Die derzeitige Ausstellung in Barmen bietet dafür einige schöne Beispiele.
Dank der fortschreitenden Ankäufe zeitgenössischer Kunst für die Sammlung des VdH, deren Ausrucksformen unweigerlich (s.o.) auch die Form der künstlerischen Photographie in ihre Bildsprache einbeziehen, findet auch in Wuppertal immer wieder die Begegnung zwischen “Pinsel” und Objektiv statt.
In der Modernen Kunst spielen Sprache und reproduzierbas Bild ebenfalls schon lange eine Rolle.
Und natürlich gibt es die von Erfolg gekrönte zeitgenössische künstlerische Photographie als eigenständige Kunstform.
Will sagen, die Ausstellung ist sehenswert, absolut. Und es ist interessant, in die reichhaltigen Bestände des Museums schauen zu dürfen.
Was aber die Idee angeht, um das Thema Photographie herum in Wuppertal ein neues Großprojekt auf der Basis dieses Bestandes zu entwickeln, scheint mir im Jahre 2017 30 Jahre zu spät.
Mit Dank für Ihre immer wieder anregenden “Weiter Denker”,
Loretta Ischebeck