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Engelsjahr 2020:
Nutzen wir die Chance?

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NotizBlog Beitrag: 200 Jahre Friedrich Engels – nutzen wir die Chance?

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2 Responses to Engelsjahr 2020:
Nutzen wir die Chance?

  1. Charles Petersohn sagt:

    Lieber VokDams,

    beim Lesen ihrer Zeilen zu Engels kamen mir Gedanken, der mir immer wieder mal begegnen.

    Eine Stadt soll keine Marke sein. Hamburg ist ein tendenziell „abstoßendes“ Beispiel. Es glänzt mehr denn je, doch der Sumpf, der eine Stadt zu dem macht, die sie ist, wurde nahezu trocken gelegt und dadurch fehlt etwas essentielles, entscheidendes – der lebendige, ewig währende, Traum, dass wir es sind, die unser Leben, unsere Stadt, gestalten, mindestens mit gestalten können. Die Früchte dieser vielzähligen Träume machen den Reiz einer jeden Stadt, einer jeden Gemeinschaft aus, seien sie noch so verwegen. Hamburg war der Beat Club, die Hafenstraße, ebenso wie der Mojo Club und die Puffs, sowie die kleinen Schifferkneipen, in denen sich morgens um 7 Bankiers, Punks, Nachbarn mit Morgenmantel, Künstler und Lebenskünstler trafen. Jetzt ist Hamburg vor allem die Elbphilharmonie.

    Wuppertal war und ist anders, als andere Orte. Anders in einem äußerst interessanten Sinn. Seit ich hier lebe, also ca. 30 Jahre, waren die, die für diese Stadt stehen Derrick, Johannes Rau und Friedrich Engels. Aber auch Bayer als Erfinder von Heroin und Aspirin. Es war die Stadt der „börse“, des Schauspielhauses und die Stadthalle war eine Baustelle. Im Luisenviertel fühlen sich bis heute Sinnsucher heimisch. Auf dem Ölberg die Zwischennutzer usw.

    Die, die Wuppertal kulturell zu der Stadt gemacht haben, die sie ist, waren Leute, die die Wuppertaler grenzwertig, nicht selten auch fürchterlich fanden (finden). Else Lasker-Schüler, Pina Bausch und Peter Brötzmann. Else als nicht ruhende, nach Anerkennung und Liebe suchende Narzistin, aus der Lebensweisheiten sprudelten, die bis heute gelten. Pina als Gender-Forscherin, die den Tanz und die Rolle von Mann und Frau in andere Sphären trug und Peter Brötzmann, der den Jazz jahrzehnte lang kaputt zu spielen schien, obwohl er eigentlich nach der größtmöglichen Freiheit suchte und sie teilweise fand und findet. Heute ist es Tom Tykwer, auf den die Wuppertaler stolz sind. Für mich zählt auch das Wuppertal-Institut dazu. Und endlich einen passablen Hauptbahnhof zu haben, ist trotz Primark ein Gewinn.

    Doch eigentlich können die Wuppertaler auf sich selbst stolz sein. Seit dem Haushaltssicherungs-Konzept entstehen ständig neue Blüten, die von innen und von „unten“ kommen. Utopiastadt, Sommerloch, Freibad Mirke, Nordbahntrasse und Co. Bürgerinitiativen, die teils als selbstverwaltetes Kollektiv und teils als Bürgerinitiative, die von finanzstarken Partnern und Summen untermauert wird, damit sie funktionieren können.

    Darin steckt doch ein bestimmter Geist, eine Idee? Wenn das neue Wuppertal diese Stärke erkennt und aus Friedrich Engels nicht den Star macht, auf den alle stolz sein können, weil er so berühmt war und ist, sondern wenn sich Wuppertal auf das besinnt, was Engels den Menschen, der Stadt, der Welt geschenkt hat, dann könnte was aus Engels2020 werden. Er war ein Mahner (Arbeiter sind Menschen und brauchen Lebensstandards, um überhaupt leben und arbeiten zu können), ein Visionär (Marx und er haben die Verschmutzung der Welt, die Zerstörung der Natur und Konsequenzen für Wasser, Luft und Klima vorausgesehen) und er war ein Sohn, der einen anderen Weg gegangen ist, als der, für den er vorgesehen war. In Wuppertal lebt ein Geist. Ein schöpferischer Kern, der Dinge und Menschen anstößt, sich mit den gegeben Umständen auseinandersetzen zu wollen, um sie in Frage zu stellen und/oder um sie zu verändern. Nicht, um lediglich zu strahlen, sondern um weiter zu gehen, etwas zu erschaffen, das wertvoll ist, das menschenmöglich ist, wenn man diesen Geist als Freund erkennt, als Chance, sich zu vertiefen, zu verbessern, an dem sich andere ein Beispiel nehmen können, woran wir teilhaben können. Woran wir wachsen können. Alle.

    Gruß, Charles Petersohn

  2. Vok Dams sagt:

    Lieber Charles Petersohn,

    ich freue mich sehr über Ihre ausführliche Anmerkung zu meinem Kommentar „Engelsjahr 2020“.
    Selten habe ich ein so begeistertes Bekenntnis zu unserer Stadt WUPPERTAL gelesen.
    Sie fassen zusammen, was mich oft den Vergleich zu Berlin ziehen lässt – eine sehr lebendige Kulturszene mit Tradition, Dynamik und Perspektive.
    Nur – wenn ich den Vergleich ziehe, muss ich ihn zum Verständnis immer wieder ausführlich erklären.
    Kaum jemand empfindet die von Ihnen aufgelisteten (positiven) Aspekte als einheitliches und imageprägendes Gesicht unserer Stadt.
    Wie sonst wäre das kritische Verhältnis der meisten Wuppertaler zu ihrer Stadt zu erklären, wie die miserable Einschätzung durch unsere Nachbarn, wie die mangelnde Bekanntheit im In- und Ausland?

    Hamburg und Berlin sind „Marken“.
    Stadt-Marken mit einer mehr- oder weniger starken Strahlkraft.

    Wuppertal dagegen ist (immer noch) ein Konglomerat unterschiedlicher (ehemaliger) Dörfer und Städte.
    So braucht die Stadt ein gemeinsames Dach, unter dem sich all das zusammenfassen lässt, was diese Stadt ausmacht.
    Also auch alle von Ihnen aufgelisteten positiven Aspekte.
    Das ist Stadtmarketing.

    Das Engelsjahr 2020 ist ein besonderer Fall.
    Wuppertal kann es nutzen, um den bereits bestehenden Personenkult (siehe Engelsgarten, Engels-Zentrum, Friedrich-Engels-Alle) auf die Spitze zu treiben, oder um anlässlich des runden Geburtstages Wuppertal mit allen seine Facetten im In- und Ausland bekannter zu machen.
    Mit allen positiven Aspekten, vor allem im Hinblick auf das Image der Stadt sowie die weitere kulturelle und die wirtschaftliche Entwicklung.

    Meine Sorge ist, dass sich Wuppertal mit dem jetzt vorgelegten Programm „Engels 2020“ nur selber feiert und den Personenkult um Friedrich Engels auf die Spitze treibt.
    Ohne weiteren Nutzen für uns, unsere Kultur, unsere Wirtschaft und unsere Stadt.

    Mit freundlichen Grüßen
    Vok Dams.

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