Vok Dams als Spiegel-Leser:
In Corona-Zeiten gewinnen auch Druckerzeugnisse eine neue Bedeutung.
Bleibt doch viel Zeit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die mich neben steigenden
Infektionszahlen, politischen Fehlentscheidungen, sowie fehlenden Tests und Impfstoffen
immer schon beschäftigt haben.
Die letzten SPIEGEL-Ausgaben sind da eine wahre Fundgrube.
Sind es einmal die Gendersternchen, die als neue Form des Kulturkampfes gesehen werden,
so ist es andererseits eine selbst so genannte „Nestbeschmutzung“ von Ulrich Fichtner
(Nr.11/13.03.21), die Deutschland am Ende der Ära Merkel auf vielen Zukunftsfeldern
„den Keim des Scheiterns in sich“ bescheinigt.
Aufgewachsen mit dem generischen Maskulinum war und ist es für mich
eine Frage der (gelernten) Höflichkeit bei einer Begrüßung die Damen vor den Herren zu nennen.
Ist es im Zuge der Gleichberechtigung, frage ich mich jetzt, nicht ebenso selbstverständlich,
dass die Damen bei vergleichbaren Anlässen auch die Herren zuerst begrüßen?
Kann ich aus männlicher Sicht das Wort „Freunde“ nicht unverbindlicher weiter fassen
als Freundin? Beispielsweise in den Sozialen Medien?
Wie gehe ich mit Frauen wie der Schriftstellerin Nele Pollatschek um, die gendern als
„sexistisch“ empfinden?
Wie also schreibe ich Sie demnächst an, liebe Kunstfreunde (und Kunstfreundinnen)?
Möglichst ohne Gender*Sternchen…?
Etwas bedrohlicher wirkt da schon der „Sound des Abstiegs“, der uns als Staat
Mittelmaß bescheinigt und den nahem Untergang herbei beschwört.
Dysfunktional, überheblich und im Wohlstand erstarrt sieht uns der Autor und
belegt das mit einer Reihe von Beispielen politischen Versagens.
„Nicht Wissen und Erkenntnis“ sind der Mangel an Merkels Politik, sondern der
„Mangel an Leidenschaft und Tatendrang“, so das Urteil des Autors und er vermerkt dazu:
„Das heutige Deutschland lebt mit teils unverständlichen, teils unverzeihlichen Schwächen und
unternimmt zu wenig, um sie abzustellen.“
„Das kleine Karo ist ohnehin ein weit verbreitetes Muster in Deutschland“,
vermerkt er und verweist auf den „Föderalismus als Garant für provinzielle Kleinkariertheit“.
Woran mich das erinnert?
An „Bergisch Pepita“, die Unfähigkeit auch in unserer Region groß zu denken und
entschlossen zu handeln.
Eine Eigenschaft, die uns regional und international abhandengekommen ist.
Ob mit oder ohne Gender*Sternchen.
Was ich mir wünsche?
Eine politische Kraft, die programmatisch und personell in der Lage ist Deutschland
mit Begeisterung und sportlichem Ehrgeiz aus Überalterung und Perspektivlosigkeit zu
befreien und zukunftsfähig zu machen.
Ein Angebot der demokratischen Parteien, die im Herbst zur Wahl stehen.
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